INTIMSPRAY ist bereits seit den 80ern eine hartgesottene Live Band. Die Energie springt unmittelbar auf das Publikum über. Inzwischen ist auch ein Live–Album (Vinyl) erschienen: «Intimspray Live – the Café Carina sound»; Riffs, die im Ohr bleiben, ein Sog, dem man nicht entkommt, die Texte knallhart poetisch.
Das Live-Album von Intimspray ist ungeplant entstanden. Ein routinemäßiger Mitschnitt zweier Konzerte im Juli 2021 im Café Carina in Wien entpuppte sich als prädestiniert, das Live-Feeling der Band auf Vinyl zu bannen (Zitat Stephan M. Rave Up Records: «Intimspray ist zu Zeit einer der besten Live-Acts in Österreich»). Die «London-Twins» verarbeiteten die Mitschnitte zu einen perfekten britischen Sound-Mix und Horst Pfaffelmayer von Goldchamber Mastering, in dem die Band einen kongenialen Partner für das Endprodukt fand, gab dieser Live-Platte den Feinschliff.
Übrigens: Das Master zur EP «RELIGION» (Januar 2022) fertigte - als eine seiner letzten Arbeiten - der legendäre George HORN (Creedence Clearwater Revival, Herbie Hancock, Dicks, Sly and the Family Stone, Bob Dylan usw.) in den Fantasy Studios Berkeley. Horn verstarb am 26. August 2021.
Stilsicher ist die Musik von Intimspray; in den Live-Recordings der richtige Groove, optimale Tempi, die Stimme von Leadsänger Heinz D. Heissl in Hochform, u. a. in ihrem neuen Underground-Hit «Das ist Alles» oder dem durch die ARD-Sendung «Live aus Alabama» bekannten Song «In leeren Räumen» (mit dem bis in die heutige Zeit aktuellen Text). Exemplarisch für den Sound sind die lakonische schneidende Stimme von Frontman Heinz D. Heissl, die vom tanzenden Rhythmus der Gitarre («Fender Telecaster 72» und «Ovation VIPER» – die Lieblingsgitarre von Prince) getragen werden; die genialen Riffs von Solo-Gitarrist Heribert Corny Kornfeil geben dem Sound die markigen Spitzen. Die groovy Bass - Lines des englischen Bassisten Bill Pugh hebt die Nähe zur britischen Ska und Reggae-Punk Musik deutlich hervor. Daniel Homolka am Schlagzeug arbeitet straight und präzise. Als Spezial-Gast bei diesen Live-Mittschnitten ist Hannes Sprenger am Saxofon und Korg-Mini-Moog dabei. Seine Soli in «Das ist alles», «We Believe» oder «One Million Barrels» sind virtuose Highlights.
Songs auf der LP: In leeren Räumen/ Attentat/ Inflation/ Religion/ Am Strand/ Meine Haare / Lügen/ Ich bin ein/ Ferne / Das ist alles/ Keine Flucht/ Wie ein Kind/ One Million Barrels/ Fenster/ Nie besser/ We Believe
Laufzeit: 14 Songs, 34 Min. 32 Sek.
Production nuPUNK / Label: DELLE
Records
Mixed by LONDONTWINNS
Cover by Hypeglossy N.Y.
©Foto Rückseite Yves NOIR
Die Videoclips zur Live LP:
(Interpretationen durch Heinz D. Heissl):
Inflation… Der Song über die Hilflosigkeit von der Ohnmacht der Massen. Was uns blüht, das blüht uns. Was zu tun bleibt, ist jetzt, nichts zu tun. Abwarten. Hinnehmen, was da hinzunehmen ist. Das tröstliche an diesem Song ist die Leere in der Textzeile: «schaut euch um / was seht ihr nun / ein Volk allein / mit diesem Reim». Allerdings sei schon bemerkt, dass sich im Zusammenhang mit dem Wort Reim – wie bereits bei dem Wort Religion im Song «Religion» – eine geradezu verhängnisvolle Vielschichtigkeit abzeichnet: «sich einen Reim machen / sich keinen Reim auf etwas machen können / keinen Reim daraus machen» usw. Und wie bei jeder Inflation: Irgend jemand gewinnt dabei.
Das ist alles… Ein Reggae im Clash-Style mit tollem Hit-Potential: DAS IST ALLES, mehr muss dazu gar nicht mehr gesagt werden.
Wie ein Kind… Ein etwas bitterer Song: Text und Hook suggerieren zwar ein Kinderlied. Es sind jedoch die Erwachsenen, die Prominenten, die Einflussreichen, die Mächtigen, die in geradezu kindlicher Manier ihren Willen umsetzen und durchsetzen; die Kinder sind die Erwachsenen, die nicht mehr wollen (will nicht mehr machen, was ihr wollt); am Trotz der Mächtigen hat das kleine Volk zu leiden.
In leeren Räumen… Ein spezieller Song, ein spezieller Text. Eine Vielzahl von Interpretations-Möglichkeiten. Umkehrungen. Schlussfolgerungen. Schon in den 80ern war es ein sogenannter Underground-Hit; der all die Jahre überdauert hat und bereits mehrmals gecovert wurde.
Religion … «Sie fuhren durch einen dunklen Gang, der nach Religion roch» (Boris Vian). Zu keiner Zeit war die Menschheit dermaßen religiös, wie sie es heutzutage ist. Zu keiner Zeit existierte ein dermaßen umfangreiches Reservoir an Heiligen. Also ist es möglich, dass auch der Song «Religion» die Position einer Religion einzunehmen imstande ist; und im selben Atemzug zu deren Hauptgebet wird.
Sayonara in Fukushima ... Das Vergessen nimmt zu, und im Land der Tragödie wird vom Errichten neuer Atomkraftwerke gesprochen; der Intimspray-Sänger war vor fünf Jahren in Fukushima - der Landstrich ist tot und das für eine ganz lange Zeit. Das hat ihn veranlasst, den Text des unter dem Titel «SAYONARA am FUJIYAMA»1983 in der ZDF SCHANZE Show erfolgreich präsentierten Songs zu überarbeiten, die Harmlosigkeit herauszunehmen und ihn scharf zu machen. «SAYONARA in FUKUSHIMA»; einen weiteren Anstoß für diese Textänderung war der Comic - Band «Ein Frühling in Tschernobyl» von Emmanuel Lepage.
Am Strand ... Da stehen wir, halten Ausschau nach dem Glück, und beobachten die Glücklichen, an den Stränden des Glücks, stehen dort und ziehen unser Glück an Land und müssen aber dann erkennen, dass wir nichts in Händen halten. Inspiriert wurde ich zu diesem Song durch meine Eltern und deren Wunsch nach dem Glück eines Eigenheims mit Garten, wovon dann allerdings nichts übriggeblieben ist, weder das Haus noch die Ehe, alles verschwand im Sand der Zeit, am Strand.
Lügen ... Die Umkehr des Sprichwortes «Lügen haben kurze Beine»: «Du nimmst dir alles, machst halt vor gar nichts», wessen Beine könnten das wohl sein, wessen Gesicht? Die Beine des Klerus (auf griechisch kleros, was eigentlich so viel wie Scherbe bedeutet)? Die Beine der Politik? Tu Felix Austria im juvenilen Machtrausch (welcher dann wohl nur ein «Räuscherl» war)? Oder die Beine einer Frau, die eines Mannes? Eine Tatsache jedoch liegt dem Song zu Grunde: Lügend gehen wir durchs Leben, lügend gehen wir in den Tod.